Individualgeruch

Zur Theorie des Individualgeruch

Was ist eigentlich Individualgeruch?

Menschliche Geruchsspuren in Form des Individualgeruchs entstehen überwiegend durch die Abbauprodukte und bakteriellen Zersetzungsprozesse auf den abgestoßenen Hautschuppen bzw. von Drüsensekreten. Die Hautschuppen entstammen der Hornschicht als Teil der Epidermis, die jeder Mensch jeden Tag zu jeder Sekunde verliert, egal ob er läuft, steht, sitzt oder liegt. Man findet in der Literatur Angaben zwischen 40 und 100 Millionen abgestoßener Hautzellen pro Mensch und Tag. Gleichzeitig sondert jeder Mensch mit dem Körperschweiß, von dem man unter normalen Bedingungen bis zu 800 Milliliter täglich absondert, ein Geruchssekret (auch Drüsensekret) ab. Bei den im Wesentlichen durch Bakterien verursachten Zersetzungsprozessen entstehen Gase, die der Hund selbst in minimalen Konzentrationen wahrnehmen kann. Die zersetzenden Bakterien und Organismen mögen es warm und feucht, extreme Witterungslagen wie starker Frost und sehr große, trockene Hitze sind ihrer Entwicklung eher abträglich. Der menschliche Individualgeruch, der unseren Körper umgibt, lässt sich bildlich beschreiben als eine Art Geruchswolke, die sich ähnlich verhält wie aufsteigender Rauch oder auch wie vom Wind mitgeführte federleichte Samen von Pappeln etc. Solche Samen oder auch Rauchschwaden sind windanfällig, werden vertrieben und fangen sich häufig entlang von Hindernissen wie Buschreihen, Zäunen, Mauern am Wegesrand oder liegen sprichwörtlich in der Gosse. Der Geruch liegt in den seltensten Fällen direkt auf der Laufspur eines Menschen.

Die Quelle dieses Geruchs ist der menschliche Körper an sich. Gebildet wird der Individualgeruch nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen sehr wahrscheinlich durch den MHC-Genkomplex unseres Immunsystems. Man kann den Individualgeruch im Gegensatz zu einem starken Körpergeruch nicht abwaschen oder überparfümieren. Einfluss auf den Individualgeruch haben unter anderem unser ererbtes Genom, die Kultur in der wir leben, unser direktes Umfeld, die Umwelt (Stadt, Land, Umweltverschmutzungen etc.), die Ernährung, der Gesundheitszustand und hormonelle Status eines Menschen, sein Stoffwechsel und die auf seiner Haut befindliche bakterielle Besiedelung, die Bakterienflora.
Den menschlichen Körper umgibt eine durch unsere Körpertemperatur und Bewegung verursachte Thermik, die die Hautschüppchen zunächst an unserem Körper entlang nach oben trägt, wo sie etwa einen halben Meter über unserem Kopf wieder »abzuregnen« beginnen. Bewegen wir uns, hinterlassen wir in etwa einen Geruchstunnel, bleiben wir stehen, ergibt sich eher eine Art Geruchsblase, eine Anhäufung von Geruch, die von den amerikanischen Mantrailern »scent pool« genannt wird. Die vom Körper abgestoßenen Hautschüppchen und Schuppen sind Witterungsprozessen wie Wärme, Thermik, Wind und Feuchtigkeit ausgesetzt.

Der Verbleib der Geruchsspur kann und wird folglich über weite Distanzen vom tatsächlich gelaufenen Weg einer Person abweichen. Die Konzentration der vorhandenen Geruchsmoleküle nimmt mit zunehmendem Alter der Spur ab. Menschlicher Individualgeruch wird unterschieden in die »leichte« und die »schwere« Spur. Die Unterscheidung erfolgt anhand der Größe bzw. der Menge der abgesonderten Hautpartikel, also das Fallen einzelner Schüppchen (eine einzelne tote Zelle = leichte Spur) oder mehrerer Schuppen am Stück (viele nebeneinander liegende tote Zellen = schwere Spur). Letztere dürften aufgrund ihres spezifischen Gewichts relativ körpernah nach unten sinken. Die leichte Spur ist wesentlich thermik- und windanfälliger. Ist eine Geruchsspur sehr frisch (bis zu höchstens einer halben Stunde), so liegen wahrscheinlich beide Spuren relativ nah beieinander (außer bei Extremwindlagen), auf einer gealterten Spur ab etwa vier Stunden ist davon auszugehen, dass die leichte Spur schon recht weit vertragen wurde, während sich die schwere Spur noch immer relativ nahe am tatsächlich gelaufenen Weg der Person befindet.

Da sich Laufspur sowie leichte und schwere Spur unterscheiden, macht es keinen Sinn, den Hund auf eine zuvor markierte Spur zu zwingen, in der Annahme, die zu verfolgende Geruchsspur läge genau dort. Dies ist lediglich der hilflose Versuch des „Augentieres“ Mensch, etwas kontrollieren zu wollen, was von uns nicht überprüfbar ist.

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